Landwirtschaft in Trockengebieten

- von Rene Frank -

 

1. Definition der Trockengebiete

Schlägt man in einem Geographielexikon den Begriff „Trockengebiete" nach, so wird einem kurz erläutert, dass es sich hierbei „um ein Gebiet handelt, in dem arides Klima herrscht".

Arides Klima wiederum ist definiert als „ein Klima, dessen mittlere jährliche Verdunstung, die mittlere jährliche Niederschlagsmenge übersteigt".

Mit anderen Worten heißt dies, sobald die Verdunstung höher ist als der Niederschlag, spricht man von aridem Klima.

Aride Gebiete nehmen etwa 36,5 % der Erdoberfläche (ca. 50 Mio. km²) ein und ordnen sich symmetrisch zu beiden Seiten der tropischen Zone an.

Sie gehören der subtropischen Zone der nördlichen und südlichen Hemisphäre an und reichen in Asien und Nordamerika auch weit in die gemäßigte Zone hinein.

Ein typisches Kennzeichen der ariden Gebiete ist ihre „Abflusslosigkeit".

Das bedeutet, dass die Flüsse auf ihrem Weg verdunsten oder in Seen enden, die keinen Abfluss zum Meer haben.

Ein weiteres Merkmal ist, dass in diesen Gebieten nur periodisch fließende Wasserläufe vorkommen. (=> Wadi). Es sei denn die Quellgebiete der Ströme liegen außerhalb des ariden Gebietes, wie z.B. beim Nil oder beim Colorado.

Als drittes Kennzeichen von ariden Gebieten, sei die große Häufigkeit von Salzböden genannt, weil die Niederschläge nicht ausreichen, um die bei der Verwitterung sich bildenden Salze ins Meer hinauszuschwemmen.

Alle diese Merkmale reichen jedoch nicht aus, um eine einwandfreie Abgrenzung der ariden von den humiden Gebieten zu machen.

Denn nur wenige trockene Gebiete weisen zu bestimmten Jahreszeiten auch humide Verhältnisse auf, und andererseits gibt es in feuchten Gebieten auch mehr oder wenig lang andauernde Dürrezeiten, wie z.B. die tropischen Gebiete des Trockenwaldes und der Savanne.

Aus diesem Grund unterscheidet man die ariden Gebiete nach Regen- und Dürrezeit.

 

Daraus ergeben sich 4 verschiedene Gebiete :

 

a) arides Gebiet mit Winterregen und einer Sommerdürrezeit

b) arides Gebiet mit Sommerregen und einer Winterdürrezeit

c) arides Gebiet mit zwei Regenzeiten oder ohne bestimmte Regenzeit

d) extrem arides Gebiet mit episodischem Regen oder regenlos

 

Die extrem ariden Gebiete werden als „Wüste" bezeichnet.

Wichtig ist für das Thema des Referates zu wissen, dass in einer Wüste ohne Bewässerung keine landwirtschaftliche Nutzung durch eine seßhafte Bevölkerung möglich ist.

 

 

2. Die natürliche Vegetation in der Trockenheit

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass in Trockengebieten keine üppige Vegetation vorherrscht, da es dem Boden an Feuchtigkeit fehlt um Bäume, Büsche oder Blumen am Leben zu halten.

Man kann also in diesen Gebieten ein Zurücktreten der Pflanzendecke und ein hervortreten des Gesteins erkennen.

Während die Vegetation sonst wie ein Kleid die Oberfläche der Erdrinde überzieht und sie vor Erosion schützt, ist das in ariden Gebieten nicht der Fall.

Aber trotzdem sind diese Zonen nicht ganz vegetationsarm. Anfänglich hatte man sich gewundert, dass in sehr regenarmen Wüsten überhaupt Pflanzen wachsen und schrieb den Wüstenpflanzen ganz besondere Überlebenseigenschaften zu.

Aber die Lösung des Rätsels war recht einfach :

Dort, wo eine wachsende Pflanze in der Wüste steht, ist immer etwas Wasser in ihrem Wurzelbereich vorhanden. Natürlich haben sich die Pflanzen an eine geringe Wassermenge angepasst und benötigen entschieden weniger Feuchtigkeit, als Pflanzen in humiden Gegenden.

Das wenige Wasser bekommen sie von den gelegentlichen Regenfällen, die im Jahresablauf zu finden sind. Und die Niederschlagsmenge der Regenfälle liegt, wie man anhand der Klimadiagramme auf Seite 3 erkennen konnte, in den meisten ariden Gebieten weit über 100 mm/Jahr.

Erst in Regionen mit einer Regenhöhe von weniger als 100 mm/Jahr beginnt die eigentliche Wüste.

Anhand von Forschungsergebnissen ist zu erkennen, dass die tatsächlich erzeugte Pflanzenmasse in einem Trockengebiet proportional mit den Niederschlägen abnimmt.

Ein Teil des Regenwassers, das nicht überirdisch abfließt, sickert in den Boden ein und ist von Sand und Erde vor der Verdunstung durch die Sonneneinstrahlung geschützt.

Entsprechend angepasste Pflanzen, nehmen mit ihren Wurzeln dieses Wasser aus dem Erdreich auf, indem sie entweder lange Wurzeln ausbilden, die tief in die Erde hineinreichen oder sie entwickeln horizontal ausgreifende Wurzeln, um aus einem größeren Einzugsgebiet das Wasser aufzunehmen.

Mit zunehmender Aridität steigt die Horizontalentwicklung der Wurzeln.

Eine Besonderheit bilden hierbei die Sukkulenten, die das Regenwasser in sich selbst speichern und so ein eigenes Reservoir führen. (=> Kakteen)

 

In extrem ariden Gebieten ist noch eine besondere Tatsache festzustellen:

Das Wasser ist dort im Boden unterschiedlich verteilt, was auch im Bild der Pflanzendecke zum Ausdruck kommt.

Bedingt dadurch, dass hier keine geschlossene Pflanzendecke vorhanden ist, wird ein starker oberirdischer Abfluss gefördert. Von allen Erhebungen (Hügel, kleine Berge etc.) fließt das Wasser deshalb in Abflussrinnen und Senken.

Dort konzentriert sich das Wasser und die Wasservorräte sind wesentlich größer als im Gebietsdurchschnitt.

„Nimmt man z.B. an, dass bei einem Jahresniederschlag von 25 mm in einer Senke 40 % des Regenwassers von einer 50mal so großen Fläche zusammenfließen, so steht den Pflanzen in der Depression eine Wassermenge zur Verfügung, die einem Niederschlag von 500 mm gleichkommt" (Aus : „Vegetation der subtropischen ariden Gebieten"; siehe Literaturverzeichnis).

Im Zusammenhang damit ist auch die Vegetation nicht gleichmäßig über die ganze Fläche verteilt, sondern konzentriert sich dort, wo die Wasservorräte im Boden größer sind als der Durchschnitt.

Da das Wasser in diesen Senken relativ tief in den Boden eindringt, wo es vor Verdunstung geschützt ist und somit über Jahre hinweg gespeichert bleibt, wachsen die Wurzeln der Pflanzen wieder tiefer in den Boden hinunter.

 

Neben diesen soeben beschriebenen Pflanzen, die das ganze Jahr über vorhanden sind und als „perenne" Arten der Trockengebietsvegetation gelten, gibt es noch zahlreiche Pflanzenarten, die von der Niederschlagsmenge des betreffenden Jahres abhängen und als „ephemere Vegetation" bezeichnet werden.

Denn in besonders feuchten Jahren können die perennen Pflanzen nicht alles Wasser, das zur Verfügung steht benutzen und es entsteht ein Wasserüberschuss im Boden.

Dies machen sich die ephemeren Pflanzen zu Nutze und keimen zu Tausenden. Als grüner Schleier überziehen sie, teils sogar blühend, die ganze Wüste.

Durch die Blüten wird der Samenvorrat im Boden ergänzt und geht somit niemals zu Neige.

Die Dichte der Ephemeren richtet sich nach der jeweiligen Regenmenge.

 

Zu beachten ist allerdings, dass die Ephemeren nicht jedes Jahr in der Wüste auftreten, sondern ausschließlich in Jahren und Gebieten mit einem besonders starken Regenfall.

Als Beispiel sei hier die Namib-Wüste in Südwestafrika genannt, die normalerweise fast vegetationslos ist. Aber 1934 fielen auch dort über 100 mm Regen und die Wüste bedeckte sich mit einem reichen Mesembryanthemenflor, den man selbst 1935 noch in abgeschwächtem Ausmaße antraf, weil diese sukkulenten Pflanzen soviel Wasser speicherten, dass sie ohne Regen über ein Jahr am Leben blieben und sogar blühen konnten.

Sobald man nun in den Trockengebieten zusätzlich etwas künstliche Bewässerung dem Boden zufügt, ist vereinzelt Anbau von Hirsen und Erdnüssen möglich, die wenig Wasser zum Gedeihen benötigen, aber nicht wild wachsen.

 

 

3. Menschliche Anpassung und landwirtschaftliche Nutzung der Trockengebiete

In den Kernräumen der Trockengebiete ist das Fehlen oder das unkalkulierbare Auftreten von Niederschlag, das dominierende Prinzip jeglicher Nutzbarkeit.

Der Mensch muss sich also entweder den Umständen der Natur anpassen, um aus dieser trockenen Landschaft landwirtschaftliche Produkte zu gewinnen, wie etwa durch „Nomadismus" oder „Oasenwirtschaft", oder er versucht, die ariden Gebiete mit Wasser zu versorgen, das meist von sehr weit her geholt werden muss. Dieses Prinzip wird „Bewässerungswirtschaft" genannt.

Im Folgenden gehe ich auf alle drei genannten Wirtschaftsformen detailliert ein.

 

a) Nomadismus

Nomadismus ist eine jahrtausend alte Lebens- und Wirtschaftsweise. Sie wird in fast allen Teilen des Trockengürtels der Erde praktiziert und wird auch als „extensive Weidewirtschaft" mit weiträumiger Standortverlagerung bezeichnet.

Dieses weiträumige Umherziehen mit den Viehherden - wobei der Mensch dem hochentwickelten Instinkt der Tiere nach Nahrungsquellen folgt - ist vielerorts die einzig mögliche Form der Nutzung dieser extrem ariden Gebiete.

Die Nomaden ernähren sich von ihren Tieren, die sie mit sich führen oder leben von der Tierzucht.

Man unterscheidet hierbei verschieden Arten von Nomaden, aufgeschlüsselt nach den jeweiligen Tieren, die sie mit sich führen :

- Pferdehalter der Mongolei

- Yakzüchter des tibetanischen Hochlandes

- Kamelnomaden in Zentralasien

- Dromedarzüchter zwischen Rajasthan und Mauretanien

- Rinderhalter des Sahel und Ostafrikas

Die meisten Nomaden führen zusätzlich noch Schafe und Ziegen mit sich, von denen sie Milch und Wolle gewinnen.

Durch diese Lebensweise sind die Nomaden völlig autark und versorgen sich selbst mit allen Dingen, die sie zum Leben benötigen.

Volkswirtschaftliches Nutzen könnten die Länder der Trockenzone durch ausgeweitete mobile Tierhaltung erzielen, denn die meisten Länder sind sehr arm und durch Subventionierung der mobilen Tierhaltung könnte Fleisch auch exportiert werden.

 

b) Oasenwirtschaft

Eine weitere natürliche Wirtschaftsform in den Trockengebieten ist die Oasenwirtschaft. Sie stellt eine wichtige Anpassungsform des menschlichen Wirtschaftens an die erheblichen naturbedingten Beschränkungen dar.

Nebenbei haben die Oasenbewohner wirtschaftlich aber eines der intensivsten Anbausysteme der Welt ausgebildet: Auf engstem Raum werden die Ernährungserfordernisse von einer hohen Bevölkerungszahl befriedigt.

Unter dem Begriff „Oase" versteht man im Allgemeinen ein Bewässerungsland in bioklimatisch ariden und saharischen Gebieten. Die Oasen haben sich aber nicht nur gegen die Trockenheit zu behaupten sondern müssen auch die Winderosion (Sandsturm, Staubsturm, usw.) erfolgreich bekämpfen.

Oasen sind wie Inseln im großen Meer der kargen Wüste und in ihrer wirtschaftlichen Versorgung - im Normalfall - unabhängig von äußeren menschlichen Einflüssen.

Man unterscheidet drei Arten von Oasen, unterteilt nach der Herkunft des Wassers :

 

a) Fluss-Oasen : Hier wird das Wasser durch Flüsse herbeitransportiert, die ihren

Ursprung in nicht allzuweit entfernten Gebirgen haben. Allerdings ist der

Wasserfluss meist temporär bedingt.

b) Grundwasser-Oasen : Das Grundwasser befindet sich hier nicht sehr tief in

der Erde und kann leicht durch Schächte oder Brunnen erreicht werden.

c) Quell-Oasen : Das Wasser stammt aus oberirdischen Quellen.

 

Die traditionellen Oasen befinden sich deshalb immer auf topographisch tief gelegenen Flächen.

Um das vorhandene Wasser nun gerecht auf die gesamte Oasenfläche zu verteilen, gibt es in jeder Oase ausgeklügelte Verteilungssystem, die eine gleich-

mäßige Wasserzufuhr zu den Agrarflächen bieten. Diese bestehen meist aus verworrenen, kilometerlangen, offenen Erdkanälen („Séguias"), die sich quer durch die Oase ziehen und auch „verwirktes" Wasser, d.h. Wasser, welches bereits durch ein Anbaufeld geflossen ist, wieder aufnehmen und weiterleiten.

Dadurch entstehen verschiedene Abstufungen der Wasserqualität in den Bewässerungssystemen: Das „beste" Wasser ist das „reine Wasser", das direkt aus der Quelle oder dem Brunnen kommt. Danach stuft sich das verbrauchte Wasser in „verwirktes Wasser", „doppelt verwirktes" Wasser etc. ab.

Verstöße gegen den Zuteilungs- und Rotationsplan der Bewässerung sind sehr selten, weil sie von lokalen Autoritäten zum Teil hart bestraft werden.

Durch diese großflächige Wasserversorgung ist in Oasen ein breites Spektrum an Landwirtschaft möglich.

Um auf kleinstem Raum möglichst viele Erträge zu erwirtschaften, wird sehr gerne der Stockwerkanbau praktiziert. Hierbei überlagern sich drei Anbaustock-

werke mit verschiedenen Pflanzenarten, die je nach Stockwerkposition mehr oder weniger Sonnenlicht benötigen. Somit ist im untersten Stockwerk die Energiezufuhr durch Lichteinstrahlung relativ gering, dafür aber die Feuchtigkeit hoch und im höchsten Stockwerk gerade umgekehrt.

So kann man durch diese Anbaumethode viele Nahrungsmittel gewinnen :

Die Dattelpalme ist der Charakterbaum der Oase, der im Allgemeinen die Nahrungsgrundlage der Bewohner darstellt und im obersten Stockwerk angebaut wird. Ferner werden Ölbäume, Granatäpfel und Aprikosenbäume angebaut.

Unter dem Schutzdach der Bäume treten weitere Kulturen auf :

Getreide, wie etwa Weizen, der nur wenig Wasser benötigt, Gerste und Mais, einige Gemüsearten, Reis und Futterpflanzen.

Mit den Futterpflanzen wird eine, wohl in jeder Oase vorhandene Viehwirtschaft von Schafen oder Rindern versorgt, die in Ställen gehalten wird und von großer Wichtigkeit für das autarke Leben ist. Denn die Tiere liefern organischen Dünger für die Felder durch das Aufbringen des Mistes und liefern tierischen Eiweiß für die menschliche Ernährung.

 

Um die Oasenflächen zu erweitern, wurden in mehreren Regionen (wie z.B. in der libyschen und algerischen Sahara) Großberegner eingerichtet, die den Weizenanbau erweitern sollten. Allerdings können viele Länder der Trockenzone heutzutage solche Projekte nicht mehr fördern, weil das Geld für solche Vorhaben aus Erdöleinnahmen stammte, die mittlerweile, durch den niedrigen Ölpreis und die verhaltene Nachfrage nach Öl, nicht mehr ausreichen, um in Bewässerungsprogramme zu investieren.

Die landwirtschaftliche Erschließung der Wüste stagniert nun also, nachdem aber schon viele Projekte zur Förderung der Bewässerungswirtschaft unternommen wurden, wie man im nächsten Kapitel lesen kann.

 

 

c) Bewässerungswirtschaft

Bei der oben beschriebenen Oasenwirtschaft handelt es sich in erster Linie um eine wirtschaftliche Nutzungsweise, die aufgrund der begrenzten Wasserkapazität als „Trockenfeldbau" bezeichnet wird. Es herrscht ein jährlicher Wechsel von Anbau und Brache.

Als besonders geeignete Nahrungslieferanten, wurden der Weizen, die Gerste, Granatäpfel etc. genannt. Dieser Aufzählung ließen sich noch Linsen, Sesam, Hirse und Pistazien anschließen, die ebenfalls mit einer Bewässerungsmenge auskommen, die i.d.R. in einer Oase vorhanden ist.

Hat die Landwirtschaft nun aber das Ziel auch exportorientierte Pflanzen wie etwa Baumwolle, Zuckerrüben oder Soja anzubauen, so reicht die bisher erläuterte Bewässerung nicht aus, um diese Pflanzen am Leben zu halten. Hierfür ist ein entschieden höherer Bedarf an Wasser nötig.

Trotzdem kommen aber gerade aus den Ländern des altweltlichen Trockengürtels große Baumwollerträge oder Zuckerrüben.

Wie haben diese Länder es nun geschafft, das trockene Land so zu bewässern, dass der Boden Erträge erzielt, die jenen der Böden in humiden Klimaten nicht nachstehen ?

In diesem Zusammenhang tritt der Begriff der „Bewässerungswirtschaft" auf.

Um den mit Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszunahme rapide ansteigenden Wasserbedarf zu decken, unternahmen viele Regierungen seit Ende der 60er Jahre große Projekte und Programme zur Bewässerung von aridem Land. So wurden in erster Linie Staudämme gebaut, um den Wasserdurchfluss in einem natürlichen Flussbett zu regulieren oder das gestaute Wasser über Rohr- und Kanalleitungen in umliegende oder weiter entfernte Gebiete zu verteilen.

Als zwei Paradebeispiele hierfür seinen der Assuan-Staudamm in Ägypten, der den Nil reguliert und der Atatürk-Staudamm in der Türkei, der Tigris und Euphrat reguliert, genannt.

Allerdings sind Staudämme nur ein kleiner Teil der politischen Projekte zur Wassergewinnung und Verteilung.

Beliebt und günstig ist die Ortung und Erschließung vorhandener Ressourcen. Hierzu gehört das, unter der Erdoberfläche vorhandene Grundwasser, wobei zwischen „regenerierbarem" und „nicht regenerierbarem" Grundwasser zu unterscheiden ist, die Entsalzung von Meerwasser und die Rückgewinnung von Brauchwasser aus städtischen und industriellen Abwässern.

Die Bereitstellung der letzten beiden macht zusätzliches Grundwasserpotential für die Bewässerungslandwirtschaft frei.

Insbesondere die Meerwasserentsalzung hat in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. So wurden z.B. in Saudi-Arabien zwischen 1969 - 1987

 

17 Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von über 1,7 Mio. m³ pro Tag in Betrieb genommen.

In den Anlagen wird das Meerwasser entweder durch „Mehrstufenverdampfung" oder „Umgekehrte Osmose" vom Salz befreit und ist somit für die Menschen und die Landwirtschaft nutzbar gemacht.

Durch moderne, pumpenbetriebene Brunnen- und Zuleitungssysteme kann entschieden mehr Grundwasser gefördert werden, als auf natürlichem Weg oder per Hand. Und letztendlich werden in Kläranlagen die verschmutzten Stadt- und Industrieabwässer gereinigt und sind erneut einsetzbar.

Bedingt durch die hohen Kosten der Meerwasserentsalzung, der Abwasserreinigung und der übermäßigen Ausbeutung des nicht regenerierbaren Grundwassers, wird seit Jahren nach weiteren Möglichkeiten der Bedarfsdeckung gesucht. Kurios mag hierbei die Idee von Eisbergtransporten aus der Antarktis oder der Wasserimport per Großtankern erscheinen.

Aber eine dritte Idee hat, wie oben erwähnt, viel Zuspruch gefunden : Der Bau von Staudämmen.

Durch den bereits genannten Atatürk-Staudamm und sein, als „Südost-Anatolien-Projekt" bezeichnetes, kilometerlanges Bewässerungssystem (GAP), das bis heute noch nicht abgeschlossen ist, soll eine Fläche von 1,6 Mio. ha bewässert werden. Ein 26,4 km langer, zweirohriger Tunnel leitet pro Sekunde 328 m³ aus dem Stausee nach Südosten. Über weitere Kanäle gelangt das Wasser bis zu 200 km nach Osten.

Dies ist nur ein Zahlenbeispiel für die Größenordnung in der sich solche Bewässerungsprojekte bewegen.

So eindrucksvoll sich die Förderung und Entwicklung der Landwirtschaft auch darstellen mag, so problematisch erweist sie sich vor dem Hintergrund der ariden Landesnatur und der spezifischen ökonomischen Strukturen.

Denn man darf folgende Probleme nicht außer Acht lassen :

 

- bei exzessiver Bewässerung und fehlender Drainagen entsteht eine hohe Bodenversalzung

- das Grundwasser sinkt bei jeder Entnahme immer ein Stück mehr ab

- die Landwirtschaft ist ohne ausreichende Windschutzeinrichtungen nicht vor Sandakkumulationen geschützt.

 

Wenn schon jeder dieser Prozesse für sich alleine wirksam wird, ist die landwirtschaftliche Erschließung in Wüstengebieten in Frage gestellt, und gerade in letzter Zeit fehlt den Ländern aufgrund des Ölpreisverfalls, aus dessen Einnahmen die ganzen Investitionen und Subventionen bezahlt wurden, das Geld für eine weitere sichere Erschließung der Trockengebiete.

Vielleicht ist es aber ja ganz gut für die Natur, dass der Mensch nicht überall eindringt und seine Spuren hinterlässt.

 

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